Katamaransegeln – Vortrag von Wolfgang Schulz

Segeln wie auf Schienen. Ohne Krängung sicher über das Wasser gleiten, dazu noch viel Platz unter und auf Deck – das ist für Skipper und Crew auf einem Katamaran der Normalfall.

Das Wort Katamaran kommt aus der Tamilensprache.  „Kattu Maram“ bedeutet zusammengebundenes Holz. Die Seefahrer im Pazifik und dem Indischen Ozean hatten schnell herausgefunden, dass die Stabilität des Einrumpfes zunimmt, wenn man auf einer, oder beiden Seiten, einen zusätzlichen Schwimmkörper einsetzt. Erst somit konnten größere Strecken auf See bewältigt werden.

Die Entwicklung des Katamarans ist im Laufe der Jahrhunderte immer weiter vorangeschritten. Heute beherrschen sie die Königsdisziplin, den Americas Cup.

Bei Diskussionen über die Multihulls gibt es zwei beherrschende Themen: Zum einen die Geschwindigkeit. Bei den schweren Fahrtenkats gibt es hierbei kaum noch einen Vorteil, da das Gewicht sehr zugenommen hat. Zum anderen die Kenterung. Aber davon später.

Segeleigenschaften:

Am Wind segeln und wenden. Wenden – ist nicht so einfach wie bei Einrumpfbooten. Am Wind sind Winkel von ca. 30-40° möglich. Wird die Wende bei diesem Winkel eingeleitet, so verliert der Kat seine Fahrt, muss aber noch 80° weiterdrehen, um bei dem neuen Amwindkurs wieder Fahrt aufzunehmen.

Die möglichen Massnahmensind:  Vorher abfallen und das Vorsegel back halten. Dann kommt auch der Kat rum. Lieber macht der Kat eine Halse.

So richtig in Fahrt kommt der Katamaranauf Halbwindkursen und vor dem Wind. Erinnert Euch an lange Vorwindkurse auf einer normalen Segelyacht. Das Schiff ist nicht mehr stabil und fängt an zu rollen. Passatsegler können über das tagelange Rollen hierbei wenig Gutes berichten. Doch der Kat liegt unter solchen Bedingungen der Kat komfortabel im Wasser. Auf Grund der großen Breite des Schiffes können ohne das Großsegel, das Vorsegel, oder sogar 2 davon, ohne Ausbaumen geführt werden. Bei starken Winden sind die gleichen Massnahmen zu treffen wie bei Einrumpfbooten.

Zu beachten ist aber, dass der Kat auf Grund seiner Konstruktion, ohne Kiel, nicht durch eine Welle fahren kann, sondern diese bis zum Kamm ausreiten muss. Und das ist der einzige Nachteil beim Kat-Segeln. Wichtig ist hierbei, die Geschwindigkeit zu reduzieren, damit der Kat nicht in das Wellental kippt und zum Kentern kommt. Das ist dann wie bei einem Fahrradfahrer, der bei hoher Geschwindigkeit nur die vordere Bremse betätigt. Also auch hier die Welle schräg anfahren und auf der anderen Seite etwas abfallen und in das Wellental abgleiten.

Die Katamarane haben fast immer die Zulassung nach Klasse A und sind damit Hochsee-tauglich. Aus dem Stabilitätsdiagramm kann man erkennen, dass die Kentersicherheit auf Grund der großen Breite am Anfang sehr hoch ist. Allerdings kann ein Kat sich selbst nicht wieder aufrichten.

Segelfläche im Vergleich:

  • Kat Sunsail 444  118m², Gewicht 12,6t, Tiefgang 1,27m, Breite 7,25m
  • Sunsail Oceanis 43  Segelfläche 91m², Gewicht 4,5t, 2m Tiefgang, Breite 4,2m

Die größere Segelfläche ist auch dadurch möglich, dass ein Kat kein Achterstag hat. Die meisten Boote haben ein Lattengroß und Lazy Jacks. Es gibt auch keinen Baumniederholer und keinen Traveller. Dafür gibt es jeweils eine Großschot für die beiden Seiten. Steht das Groß auf der Backbordseite, kann mit der Steuerbord  Großschot der Baum gefiert oder dicht geholt werden. Mit der Backbord Großschot kann der Baum nach unten gezogen werden, um das Achterliek zu spannen. Dies ist aber nur dadurch möglich, weil der Kat eine sehr große Schiffsbreite hat. Es ist eine sehr wirkungsvolle Einrichtung.

Fahren unter Motor

Hier kann der Katamaran seinen großen Vorteil ausspielen. Bei Hafenmanövern ist es möglich, mit den beiden Motoren auf der Stelle zu drehen. Ein Antrieb befindet sich im Vortrieb, der andere läuft rückwärts. Auch bei Seitenwind kann der Bug, wie bei einem Monohull, nicht ausbrechen. Also weniger Aufregung beim An- und Ablegen. Gesteuert wird dabei nicht mehr mit dem Ruder. Dieses wird festgeklemmt. Die gewünschte Richtung erreicht der Skipper nur über die Drehrichtung der beiden Motoren.

Der Trend geht zum Katamaran

Das sieht man auch an den Angeboten der Charterfirmen. Wenn die Crew einen Sonnen- und Badetörn im Mittelmeer machen will, ist der Kat das geeignete Schiff. Es hat viel Platz, keine Schräglage und ist auch relativ leicht zu segeln. Der geringe Tiefgang ermöglicht es, bei flachen Gewässern nahe an das Ufer zu kommen.

Auf der Nordsee würde ich aber auch eine Monhull Yacht bevorzugen , da hier immer mit starkem Wind und hohen Wellen zu rechnen ist. Bei unserem Nordseetörn im letzten Jahr haben wir in Helgoland oder in den Häfen der ostfriesischen Inseln auch keinen Kat gesehen.

Aber auch bei den Monohull Booten geht der Trend zu immer mehr Komfort. Das liegt auch daran, dass die Käufer der Boote im Durchschnitt älter als 50 Jahre sind. Auf der Bootsmesse in Düsseldorf kann man bei den bekannten Werften sehen, dass die Boote, vor allem am Heck, immer breiter werden. Das gibt mehr Platz in den Achterkojen und verstärkt auch die Stabilität. Das bedeutet weniger Schräglage. Früher war ein S-Spant bei den Fahrtenyachten üblich ( wie ein Weinglas ). Heute findet man fast nur noch U-Spanten.

Ich weiss, dass einige von Euch das Segeln auf einem Kat nicht wünschen, da das Gefühl vom Einfluss des Windes auf das Schiff verloren geht. Aber probiert es einmal aus. Es ist ein schönes Erlebnis mit einem Katamaran bei gutem Wind und bei schönem Wetter über das Meer zu gleiten.