Törnbericht „Rund Fünen“ 10.-17.6.2017

Wolfgang Kletschs Bericht vom Ostseetörn  „Rund Fünen“  vom  10.06.  bis  17.06.2017  ab und bis  Marina  Heiligenhafen-Großenbrode. Bilder gibt es hier.

Die erste Überraschung gab es schon wenige Tage vor dem Törn. Unsere gebuchte 45er Segelyacht wurde vom Vercharterer getauscht gegen eine 50er. Bei 5 Kajüten und Salon hatte jeder von uns 6 Seglern ein „Einzelzimmer“. Die Freude über den riesigen Platz auf den Boot wurde in mancher Marina aber leider getrübt durch die oft zu kleinen  Boxen. Die Breite von 4,5 m ist ja schon gewöhnungsbedürftig und nicht alle Marinas sind darauf vorbereitet.

Bei pünktlicher Anreise mit der Bahn war unsere „EMELY“ schnell geprüft, übernommen, beladen und zum Auslaufen fertig gemacht. Durch unsere Masthöhe von mehr als 22 m konnten wir allerdings nicht durch den Sund und mussten um Fehmarn außen rum. Deswegen erfolgte noch am Samstag die Verlegung nach Burgtiefe auf Fehmarn, damit war die sonntägliche Abfahrt näher am Ziel.

Gegen den Uhrzeigersinn

Die meisten Segler umrunden die Insel Fünen im Uhrzeigersinn, wir wollten dies, nach Betrachtung der Windvorhersagen, anders herum machen, also gegen die Uhrzeigerrichtung.

Schon der erste richtige Seetag mit Ziel Marstal brachte mit anfänglich 4 und später bis zu 6 bft (in Böen sogar bis 7) aus südlicher Richtung, ein tolles Segeln mit 100% Fock und teilweise gerefftem Großsegel. Um 16:00 Uhr hatte der Wind sich verausgabt und schlief ein. Da musste der Motor ran, damit wir einigermaßen in der Zeit nach Marstal kamen.

Bei 8 bft ging die „Post ab“

Am zweiten Tag ging es über 66 sm (Seemeilen) nach Kertminde. Also 08:00 Uhr ablegen und den guten Wind mit 5-6 bft nutzen. Ab 10:30 Uhr „ging die Post ab“ mit 7 bft und Böen bis 8, immer noch aus Süd, bei Kursen um Nord. Nur mit der Fock mal schnell 8 Knoten vor dem Wind gesegelt. 66 sm in 10 Std inklusive Ab- und Anlegemanöver ist eine gute Zeit und die Crew war in Kertminde keinesfalls abgearbeitet.

Der nächste Tag nach Fredericia brachte eine kleine Beruhigung mit nur noch 5-6 bft. Allerdings hatte sich die See jetzt doch kräftig aufgeschaukelt und nach ca. 2/3 der Strecke und einer Kursänderung genau gegen den Wind und  Wellen, ging es unter Motor weiter. Dabei wurde es am Ruder etwas nass und unter Deck sehr ungemütlich mit Feuchtigkeit, Schräge und kurzweiliger partieller „Schwerelosigkeit“ in der Bugkabine. Festhalten oder „blaue Flecken, Dauerwischen oder rutschen auf dem nassen Salonboden, das war für mehr als 3 Stunden angesagte Kurzweil. Aber kurz vor 20:00 Uhr waren wir müde und nass in Frederica. Nachdem wir lange und vergebnlich nach einer breiten Box gesucht hatten, legten wir schließlich am Kranplatz an. Dort lagen wir gut, wenn auch nicht ganz legal. Wegen der starken Wellen gegen uns, hatten wir durch undichte Seitenfenster und den Salonlüfter einige „Feuchtigkeit“ ins Boot bekommen. Also Heizung an für die Polster und die kleinen Sachen in den Wind hängen. Dafür war das Restaurant in der Stadt sehr gut und der Fisch sehr schmackhaft.

Wenden, Halsen und Sonnenbaden

Auf unserer nächsten Etappe nach Assens mit anfänglichen 4-5 bft ging es gegenan. Enges Fahrwasser und 2 Brücken mit diversen Pfeilern forderten die Crew mit vielen Wenden und Halsen heraus und es machte einfach großen Spaß. Langeweile kam nicht auf. Nachmittags, als das Wasser wieder breiter wurde ließ der Wind nach auf nur noch 2-3 bft und Sonnenbaden war angesagt.

Die nächste Etappe, am Donnerstag nach Bagenkop, begannen wir mit einem leichten 2er aus Süd und machten unter Motor Strecke, um die geplanten ca. 60 sm nicht zu lang werden zu lassen. Als der Wind dann auf 4 bft aus SW auffrischte wurden die Segel gesetzt und mit 6-7 kn dem Ziel entgegengefahren. Leider mit einiger Kreuzerei, was die geplante Strecke auf etwas über 65 sm verlängerte. Dass es dann auch noch regnete war zwar nicht schön, aber wir waren in den Tagen davor schon „nässer“ geworden. In Bagenkop fiel am Verteilerkasten immer der FI-Schalter raus, wenn wir unser Kabel einsteckten. Also hatten wir irgendwo im Boot einen Erdschluss und konnten keinen Landstrom mehr übernehmen.

Am letzten Seetag wurde noch vollgetankt und dann bei wiederum 4-5 bft der Hafen verlassen mit Kurs Marina Großenbrode zur Abgabe des Bootes. Der Wind aus West meinte es sehr gut mit uns, mit gereffter Fock und 6 bft mit Böen bis 8 waren bis zu 8,5 kn drin. Das war Segeln pur. Nur zum Schluss, die letzten 4 sm genau nach Westen, unter Motor gegen Wind und Wellen, war sehr nass. Mit leichten Seitenwind mit Böen in die 8 bft gehend wurde im zweiten Anlauf in Großenbrode angelegt. Der Anlegeschluck war an diesem Tag mehr als verdient und das gut zusammengestellte „Resteessen“ und „Restetrinken“ hatten sich alle redlich verdient. Und „Höflings“ Hose trocknete im kräftigen Wind in kurzer Zeit am Achterstag.

Ein Team, ein „Plopp“

Schon am 1. Tag  hatte die Crew sich gefunden  und die Handhabung des großen Bootes schnell im Griff. Auch wenn an allen Tagen einiger körperlicher Einsatz, Geduld, Mut und Wetterfestigkeit gefordert war, der Spaß und die Lust am Segeln kamen nie zu kurz. Selbst unser Senior Johannes war mit seinen fast 90 Jahren immer mit dabei und saß gerne am Rad. Seine Ratschläge sind einfach für jeden Skipper und jede  Crew wertvoll.

Durch die Einteilung in zwei Wachgruppen und die Rotation in diesen Gruppen war jeder mal am Rad und musste das „bockige Boot“ in der Spur halten. Dazu kam noch als sehr positives für die gute Laune, das gute Essen an Bord. Morgens Spiegeleier nach „Dieter“. Abends Risi-Bisi nach Art „Höfling“, oder Rotkraut mit Bratkartoffeln und Nürnberger Würstchen und vieles anderes Gutes mehr sind wichtige Aufmunterer. Wegen der guten Küche an Bord wurden nur wenige Restaurants besucht. Und gegen den Durst wurde kräftig „geflenst“. Schon am zweiten Tag hörte man nur noch ein lautes „Plopp“ beim Anlegeschluck, so eingespielt war die Crew.

 

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