Törnbericht Sizilien: Skippertraining, Vulkane und malerische Buchten

Wer in Corona-Zeiten einen Segeltörn plant, braucht gute Nerven.  Für die Crew, die den Sizilien-Törn ab/bis Portorosa vorbereitet hatte, ging alles gut aus: Vom  5. bis 19. September erkundeten sie die süditalienische Inselwelt und erlebten eine tolle Segelwoche. Gelegentlich mit schwächelndem Wind, aber dafür mit Skippertraining, Badespaß und Bord-DJ. Mehr lest ihr in Inges Bericht.
In diesem Jahr war wegen Corona alles anders. Bis zuletzt mussten wir bangen, ob wir unseren Törn von Portorosa im Norden Siziliens zu den Liparischen Inseln und zurück überhaupt durchführen können. Umso größer war die Freude, als  wir am Samstag, 05.09.2020 unser Schiff, einen 42-Fuß-Katamaran, übernehmen konnten. Wir, das sind sechs Seglerinnen und Segler aus Düsseldorf und Köln: Skipper Stefan und die Crew, bestehend aus Birgit, Inge und Horst, Tina und Sieghard, die zusammen mit dem Mietwagen vom Flughafen Palermo zum Hafen gekommen waren.

Nach der Übernahme des Schiffs kauften wir im Nachbarort noch Lebensmittel, verstauten diese und bereiteten auf die Schnelle ein kaltes Abendessen, bevor es am nächsten Morgen losgehen konnte.

Ankern in malerischen Buchten

Wir liefen die Inseln Lipari, Stromboli, Panarea, Salina, Filicudi  und abschließend wieder Lipari an, bevor wir zum Ausgangshafen Portorosa / Sizilien zurückkehrten.

Die Tage auf dem Meer verliefen herrlich: Bei strahlendem Sonnenschein und bester Stimmung segelten oder motorten wir von Insel zu Insel, ankerten zum Übernachten in malerischen Buchten und erlebten dort abends traumhafte Sonnenuntergänge, die mit jedem kitschigen Kalenderblatt konkurrieren können.

„Wasserski“ mit SUP

Die Tage begannen jeweils sportlich. Das glasklare Wasser lud förmlich zum Schwimmen vor dem Frühstück und zum Paddeln auf dem SUP ein. Jeder probierte sich auf dem wackeligen Brett aus, wenngleich mit höchst unterschiedlichen Erfolgserlebnissen. Einzig die Quallen trübten unsere Badefreuden ein wenig. Bei unbeabsichtigtem Kontakt gelang es diesen Genossen immer wieder, auf unserer Haut juckende Spuren zu hinterlassen, die jedoch meist nach kurzer Zeit verschwanden

Sobald wir nachmittags nach einem recht entspannten Segeltag eine neue Bucht erreicht hatten, ging’s sofort wieder ins Wasser zum Schwimmen oder das mitgeführte Dinghi wurde ausgiebig auf seine Schnelligkeit und Belastbarkeit hin getestet sowie zur Erkundung befahrbarer Höhlen genutzt.

Seit dem Törn wissen wir auch, dass ein SUP samt stehendem Paddler problemlos hinter dem Dinghi hergezogen werden kann, obwohl dafür sicher nicht vorgesehen. Sigi hat das Experiment erfolgreich durchgeführt!

Abtanzen mit DJ Horst

Üblicherweise nimmt eine Schiffscrew ihren traditionellen Anleger in der Plicht ein. Hier gab es eine Besonderheit: Die Crew hatte immer wieder einen Riesenspaß, wenn sie spätnachmittags den Anleger in Form eines Aperol Spritz – halb im Wasser auf der herablassbaren Plattform für das Beiboot , die sich am Schiffsheck befand, sitzend – einnahm. Einfach genial!

Apropos Unterscheidung Heck und Bug: Die Crew hatte eine ausgesprochen steile Lernkurve und verstand den Hinweis ziemlich rasch, dass beim Katamaran vorne ist, wo die zwei Spitzen sind.

Abends gab’s das nächste Schmankerl: Regelmäßig wurde die Musikbox angeworfen, indem DJ Horst, wegen gelegentlicher Ausbleiber von allen auch liebevoll „DJ Wurstfinger“ genannt, mittels eines Musikstreaming-Dienstes sämtliche Wünsche der Crew erfüllte. Quer durch alle Musikrichtungen gab es für jeden etwas zum Mitsingen und -tanzen, sodass am Ende alle müde in die Koje krochen.

Skipper für einen Tag

Gelegentlich wurde es auch ernst und lehrreich: Tageweise abwechselnd, gab ein Crewmitglied den Skipper. Inge, Tina und Sigi nahmen das Angebot unseres Skippers Stefan dankend an und erprobten sich unter seiner Obhut ein wenig. Nun, wir fielen zwar weder den weißen Haien in der Straße von Messina zum Opfer noch wurden wir von den Meeresungeheuern Scylla und Charybtis verschlungen; aber bei den Nachwuchsskippern gibt es eindeutig noch Luft nach oben.

Hier die zurückgelegte Route im Detail:

Sonntag, 06.09.2020 (Portorosa – Lipari, 26,6 sm)
Bei Windstärke 2 bis 3 segelten wir bis zur Küste von Lipari, um dort in einer schön gelegenen Bucht vor Anker die Nacht zu verbringen.

Montag, 07.09.2020 (Lipari – Stromboli, 42,3 sm)
Die Wettervorhersage verhieß stetig abnehmender Wind. Deshalb beschlossen wir, am letzten Windtag  den großen Schlag Richtung Stromboli in Angriff zu nehmen.

Leider mussten wir uns häufiger des unterstützenden Motors bedienen. Wir ankerten am späten Nachmittag in einer schönen Bucht vor Stromboli, aßen auf dem Schiff zu Abend und fuhren anschließend im Dunkeln unter Motor an der Westküste von Stromboli entlang. Diese nächtliche Vorbeifahrt mit Blick auf den Vulkan war ein besonderes Erlebnis. Bereits tagsüber hatte man dünne Rauchwolken an der Kegelspitze ausmachen können.

Das ultimative Erlebnis hatten wir jedoch nachts. In sicherer Entfernung und bei ruhiger See fuhren wir mit Motor langsam an der Küste entlang und beobachteten gelegentlich einen Feuerschein – ähnlich einem aufflackernden Feuerzeug im Dunkeln – an der Austrittsöffnung. Es war absolut faszinierend! Geankert wurde anschließend vor dem Dorf Stromboli.

Dienstag, 08.09.2020 (Stromboli – Panarea, 17,3 sm)
Morgens setzte fast die gesante Crew mit dem Dinghi nach Stromboli über, um einzukaufen und durch den Ort zu schlendern. In den kleinen Geschäften an den engen Gassen achteten die Verkäufer peinlich genau auf die Einhaltung der Corona-Schutzvorschriften und monierten umgehend, wenn ein Kunde ohne Maske den Laden betrat. Uns fehlt der Vergleich zu den Vorjahren, aber wir gewannen den Eindruck, dass der Tourismus eher überschaubar vertreten war. Am Abend – nach überwiegend motorunterstützter Fahrt – ankerten wir vor Panarea.

Mittwoch, 09.09.2020 (Panarea – Salina – Filicudi, 25,1 sm)
Mittags legten wir für eine Stunde im Hafen Porto della Eolie in Salina an, um Wasser und Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit, unseren mittlerweile großen, aber sorgfältig getrennten Müllberg ordnungsgemäß in den richtigen Behältern zu entsorgen. Entgelt für Wasser, eine Stunde Liegen und Müllabgabe: 35 Euro. Von dort aus ging es weiter zur Insel Filicudi, vor deren Küste wir die Nacht verbrachten.

Donnerstag, 10.09.2020 (Filicudi – Lipari, 25,1 sm)
Heute ginges in Richtung  Lipari. Mittags legten wir an der Ostküste einen Ankerstopp ein. Ein Crewmitglied blieb an Bord zurück; der Rest besichtigte den touristisch erschlossenen Ort und stieg zu der Festung oberhalb der Stadt hinauf, um den fantastischen Ausblick zu genießen. Von dort aus fuhren wir bei knapp zwei Windstärken unter Segeln zur Südwestküste der Insel, um vor Le Formiche zu ankern.

Freitag, 11.09.2020 (Lipari – Portorosa, 24 sm)
Bei schwachen Wind (2 bis 3 Bft.) ging es überwiegend unter Segeln zurück zum Ausgangshafen. Während der Fahrt verdunkelte sich der Horizont zunehmend und Gewitter drohten. In der Ferne hörte man Donnern und sah einzelne Blitze zucken. Als wir die Tankstelle an der Hafeneinfahrt erreichten, öffneten sich die Himmelspforten, allerdings glücklicherweise ohne begleitendes Gewitter.

Zu unserem Abschlussessen in der Hafenpizzeria am Samstag, 12.09.2020 mussten wir bereits Regenpfützen überspringen; aber was soll’s! Alle waren sich einig: Wir hatten eine tolle Woche im Mittelmeer!